Lindner-Hotels schlüpfen unter das Hyatt-Dach

Lindner-Hotels schlüpfen unter das Hyatt-Dach

Lindner Congress Hotel Düsseldorf

Der Hyatt-Konzern zahlt Geld bei der Lindner Hotels AG ein, das für die Renovierung der 25 deutschen und weiterer zehn europäischer Häuser verwendet werden soll.

(Foto: Pressefoto)

München Schon vor Corona schrieb die Düsseldorfer Hotelkette Lindner mit ihren 35 Häusern vor Steuern rote Zahlen, während der Pandemie kamen weitere Verluste hinzu. Auch der Gesamtumsatz, der 2020 um mehr als die Hälfte auf brutto 80 Millionen Euro eingebrochen war, blieb im darauffolgenden Geschäftsjahr außerordentlich mager.

2021 schaffte es der 1973 gegründete Familienbetrieb gerade einmal auf 90 Millionen Euro. Das Unternehmen will sich nun aus seiner angespannten Ertragslage befreien. „Wir sind soeben mit dem Hotelkonzern Hyatt eine strategische Partnerschaft eingegangen“, verkündete Vorstandschef Arno Schwalie am Mittwoch am Rande der Münchener Immobilienmesse Expo Real.

Sie bringe den Düsseldorfern den Zugang zu einer internationalen Klientel und Unterstützung in Sachen Technologie. Schwalie hatte vor wenigen Wochen den familieneigenen Geschäftsführer Otto Lindner in der Geschäftsleitung ersetzt. Der 60-jährige Gründersohn zog sich in den Aufsichtsrat zurück.

Nach Worten von Mark Hoplamazian, der den börsennotierten Hyatt-Konzern leitet, zahlen die Amerikaner über ein nicht näher erläutertes Finanzvehikel Geld bei der Lindner Hotels AG ein, das für die Renovierung der 25 deutschen und weiterer zehn europäischer Häuser verwendet werden soll.

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Damit sollen sie fit gemacht werden, um unter der Hyatt-Franchisemarke „Joie de Vivre by Hyatt“ vermarktet zu werden. An den Häusern selbst bleibt der Markenname „Lindner“ jedoch erhalten. Zudem beteiligt sich Hyatt nicht am Eigenkapital des Unternehmens, sondern erhält von den Düsseldorfern eine Franchisegebühr, die sich am Gesamtumsatz orientiert.

Lindner wird Teil des Bonusprogramms

„Hyatt will signifikant in Deutschland und Europa expandieren“, nannte Hoplamazian den Grund der Zusammenarbeit. Durch die Partnerschaft mit Lindner erhöhe sich das Angebot in Europa nun auf 121 geöffnete Häuser. Bislang zählte der US-Konzern zwischen München, Hamburg und Berlin lediglich neun Standorte. Allerdings habe man noch „drei bis vier deutsche Häuser“ im Fokus.

Arno Schwalie

Arno Schwalie ist CEO Deutschland der Lindner Hotels.

(Foto: Pressefoto)

Lindner kommt bei dem neuen Abkommen, das auf mindestens 15 Jahre vereinbart ist, nicht allein die finanzielle Unterstützung der Amerikaner zugute. Die Hotelkette, die ebenfalls in Belgien, Spanien, Tschechien, der Slowakei wie auch in der Schweiz und Österreich vertreten ist, wird gleichzeitig Teil des Bonusprogramms „World of Hyatt“. An ihm sind insgesamt 26 Hotelmarken des Konzerns beteiligt, darunter auch die in Deutschland vertretene Lifestyle-Kette Andaz.

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30 Millionen Gäste des US-Konzerns besitzen nach Auskunft des Vorstandschefs weltweit eine Mitgliedschaft, die bei Übernachtungen mit Bonuspunkten und Rabatten lockt. Sie soll – ähnlich wie bei den Wettbewerbern Accor („Accor Life Limitless – ALL“) oder Hilton („Hilton Honors“) – Übernachtungssuchende davon abhalten, ihre Zimmer über Plattformen wie Booking.com, HRS oder Expedia zu buchen. Die nämlich gönnen sich für ihre Vermittlungsdienste üblicherweise eine Gebühr von 18 bis 25 Prozent des Zimmerpreises.

Dass Hyatt seinen Loyalty-Gästen nun mit einem Schlag 35 weitere Übernachtungsmöglichkeiten anbieten kann, stärkt einerseits die Position der Amerikaner gegenüber Booking & Co, andererseits verspricht sich Lindner, über „World of Hyatt“ zusätzliche Buchungen etwa aus Südamerika oder Fernost zu erhalten, wo die Kette bislang unbekannt ist. „Ich sehe es als eine Hochzeit“, schwärmte Hoplamazian in München deshalb über die vereinbarte Zusammenarbeit.

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