Strommix Deutschland: Wie hoch ist der Anteil erneuerbarer Energien? | NDR.de – Nachrichten

Strommix Deutschland: Wie hoch ist der Anteil erneuerbarer Energien? | NDR.de – Nachrichten

Stand: 25.12.2023 08:31 Uhr

Bis 2030 sollen insgesamt 80 Prozent des produzierten Stroms in Deutschland aus erneuerbaren Energien kommen. Daten zeigen, wie der Strommix aktuell aussieht und welche Rolle der importierte Strom spielt.

von Lalon Sander

Solaranlagen entlang Autobahnen und Bahnstrecken, schnellere Genehmigungsverfahren und vereinfachte Möglichkeiten, Flächen für Windkraftprojekte auszuweisen – Ende März einigte sich die Regierungskoalition auf mehrere Reformen, um den Klimawandel zu bekämpfen. Denn bis 2030 sollen 80 Prozent des Stroms aus erneuerbaren Quellen produziert werden. Zuvor hatte Bundeskanzler Olaf Scholz bereits angekündigt, die Regierung wolle den Ausbau der Windenergie “generalstabsmäßig” angehen.

Bereits jetzt ist oft mehr als die Hälfte des täglich produzierten Stroms aus erneuerbaren Energiequellen. Am Sonntag waren es etwa 84,7 Prozent. Das zeigen Zahlen des Fraunhofer Instituts für Solare Energiesysteme. Aus der Windenergie kamen dabei 69,8 Prozent des Stroms und aus der Solarenergie 0,8 Prozent. Fossile Energieträger wie Kohle und Erdgas lieferten insgesamt 14,9 Prozent des Stroms. Seit Mitte April 2023 wird in Deutschland kein Strom mehr aus Atomkraft erzeugt.

Mehr Solarenergie im Sommer, mehr Windenergie im Winter

Wie sich der Strommix zusammensetzt, ist von Tag zu Tag unterschiedlich, denn die Erzeugung erneuerbarer Energie hängt vom Wetter, der Tageszeit und von der Jahreszeit ab. Das wird deutlich beim Blick auf die Stromproduktion über einen längeren Zeitraum. An den längeren Sommertagen liefert die Solarenergie mehr Strom als im Winter.

Bei der Windenergie wiederum verhält es sich andersherum: Im Winter liefern Windräder viel mehr Strom als im Sommer. An manchen Tagen kommt dann mehr als die Hälfte des produzierten Stroms aus Windenergie.

Stromimporte steigen, weil deutscher Kohlestrom teuer ist

Seit einigen Monaten decken Stromanbieter die Nachfrage in Deutschland teilweise durch Stromimporte aus anderen Ländern. In Deutschland gibt es ausreichend Kraftwerke, um die gesamte Nachfrage im Land abzudecken. Dennoch ist es für Anbieter oft billiger, Strom aus Nachbarländern einzukaufen statt vergleichsweise teure Gas- und Kohlekraftwerke im Inland zu betreiben.

Um zu schätzen, aus welchen Energiequellen dieser Strom kam, haben wir die importierten Strommengen mit dem Strommix des Herkunftslandes in dem jeweiligen Monat verrechnet.

Dabei handelt es sich um einen Schätzwert, da der exportierte Strom nicht notwendigerweise exakt dem durchschnittlichen Strommix entspricht. Auch ist nicht berücksichtigt, dass der importierte Strom aus manchen Ländern möglicherweise zuvor bereits von einem weiteren Land importiert wurde.

Im November war Deutschland Nettoexporteur beim Strom. Insgesamt wurden 40,3 Terawattstunden Strom hier produziert und davon 0,02 exportiert.

In den vergangenen zwölf Monaten hat Deutschland mehr Strom importiert als exportiert, im Saldo insgesamt 10,48 Terawattstunden. In den zwölf Monaten zuvor hatte Deutschland mehr Strom exportiert als importiert, im Saldo insgesamt 26,8 Terawattstunden.

Wie hat sich der Strommix in Deutschland seit 2002 verändert?

Der Anteil fossiler Energieträger am in Deutschland produzierten Strom ist 2022 – wie auch schon im Jahr 2021 – im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. Dabei nahm der Anteil der fossilen Energieträger in den Jahren vor 2020 kontinuierlich ab, während der Anteil der erneuerbaren Energien zunahm. Im Rekordjahr 2020 kam fast die Hälfte des Stroms aus erneuerbaren Quellen – ein Wert, der seitdem nicht wieder erreicht wurde.

Flaute für die Windenergie im Frühjahr 2021

Der Grund für die Verschlechterung im Jahr 2021: Im Frühjahr gab es laut Statistischem Bundesamt deutlich weniger Wind, sodass der produzierte Strom aus Windenergie um rund 13 Prozent sank. Um die Flaute auszugleichen, wurden vermehrt fossile Energieträger bemüht, aber auch um den Wegfall mehrerer Atomkraftwerke zu kompensieren, die Ende 2021 abgeschaltet wurden.

Ausbau der Windenergie zuletzt eingebrochen

Beim Blick auf den Trend der vergangenen Jahre zeigt sich ein großes Problem des Klimaschutzes: Der Ausbau der erneuerbaren Energien geht nicht ansatzweise so schnell voran, wie er müsste. Der Ausbau der Windenergie ist seit 2017, als insgesamt 6,1 Gigawatt an neuer Leistung gebaut wurden, eingebrochen. Damals führte die Bundesregierung kompliziertere Genehmigungsverfahren ein. 2022 wurden nur noch etwa 2,1 Gigawatt Onshore-Windanlagen neu gebaut, obwohl die Bundesregierung als Ziel 3 Gigawatt eingeplant hatte. Ab 2025 sollen es sogar 10 Gigawatt im Jahr sein.

Bei der Solarenergie läuft es dagegen besser: Noch vor Ablauf des Jahres war das Ausbauziel für 2023 bereits übertroffen. 2022 ebenfalls: Im vergangenen Jahr sollten 7 Gigawatt an neuer Leistung gebaut werden, am Ende waren es fast 7,2. Aber auch hier zieht das Tempo an: Bereits ab 2026 sollen jährlich 22 Gigawatt dazukommen.

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